Tagfalter

In Deutschland kommen rund 180 verschiedene Tagfalterarten vor. Die meisten sind auf ganz bestimmte Lebensräume spezialisiert. Sie bewohnen mageres, blumenreiches Grasland, offene, mit Lichtungen durchsetzte Wälder oder gehölzarme Moore. Nur wenige Arten treten regelmäßig in Gärten auf. Und noch weniger Arten können sich in Gärten auch fortpflanzen. Ob ein Garten Lebensraum für Tagfalter bietet, hängt von seiner Lage und Größe, dem Angebot an heimischen Pflanzenarten und auch von unserer Bereitschaft zu etwas „Unordnung“ ab.

Wichtige Strukturen: Tagfalter brauchen heimische Pflanzenarten – exotische Blütenpracht ist für sie wie bunter Beton. Am wichtigsten sind solche Pflanzen, die Nahrung für die meist wählerischen Raupen bieten. Aber welche Pflanzen lieben die typischen Gartenfalter? Wie wäre es mit ein paar Malven vor der Hauswand für den Malven-Dickkopfalter, mit einigen Knoblauchsrauken hinter dem Komposthaufen für Aurorafalter, mit Rotklee und Gewöhnlichem Hornklee in der Blumenwiese für Rotklee-Bläuling und Hauhechelbläuling, mit Fenchel und Dill im Gemüsebeet für den Schwalbenschwanz, mit der Schleifenblume im Steingarten für den Karstweißling oder mit Wildgräsern entlang der Trockenmauer für Mauerfuchs und Großes Ochsenauge? Genauso wichtig ist allerdings, dass die Raupenpflanzen nicht oder nur selten abgemäht werden und dass sie wenigstens teilweise auch über den Winter stehen bleiben. Die meisten Gartenfalter suchen für ihre Raupen sonnige Plätze aus, nur wenige lieben den Schatten. Die Falter selbst sind nicht ganz so anspruchsvoll wie ihr Nachwuchs. Zur Nektaraufnahme sind jedoch auch sie vor allem auf einheimische Gewächse geprägt. Besonders beliebte Nektarpflanzen sind Wasserdost, wilder Majoran, Wiesen-Knautie und Flockenblume.

Zeitraum: Diejenigen Schmetterlingsarten, die sich im Garten fortpflanzen, sind dort nahezu ganzjährig anzutreffen, sei es als Ei, Raupe, Puppe oder ausgewachsener Falter. Die Flugzeit der Falter erstreckt sich im Wesentlichen auf den Zeitraum von März bis Oktober, in dem auch die meisten Pflanzen blühen.

Wie bemerkt man die Tiere? Für tagaktive Schmetterlingsarten sollte eine gut besonnte und zugleich windgeschützte Fläche mit einheimischen Wildpflanzen angesät oder bepflanzt werden. Ein üppig blühender Wasserdostbestand zieht im Hochsommer auch aus der weiteren Umgebung des Gartens Falter an, die sich beim Nektarsaugen gut beobachten und meist auch bestimmen lassen. Bei manchen Arten ist es leichter, ihre Anwesenheit im Garten anhand der Eier oder Raupen festzustellen. So lassen sich die orange gefärbten Ei-Kegel des Aurorafalters im Frühling gut an den Blütenständen der Knoblauchsrauke oder des Wiesenschaumkrauts nachweisen. Auch die prachtvolle Raupe des Schwalbenschwanzes findet man in vielen naturnahen Gemüsegärten an Fenchel oder Dill, während der Falter selbst meist viel seltener beobachtet wird. Fast nur als Raupe wird der unauffällige Malven-Dickkopffalter im Garten gefunden.

Was kann man tun?
  • Sonnige Magerstandorte herstellen: Schon bei der Einrichtung eines Gartens können bestimmte Bereiche nur mit wasserdurchlässigen, nährstoffarmen Substraten aufgefüllt werden, mit Sand etwa oder steinig-lehmigem Unterboden. Düngung, Humus und Mutterboden sind im Schmetterlingsgarten tabu.
  • Magerwiesen- oder Magerrasen einsäen: Entsprechende Saatmischungen gebietsheimischer Herkunft sind im entsprechenden Fachhandel erhältlich. Nach der Einsaat wird die Fläche gewalzt und ggf. befeuchtet. Und dann braucht es etwas Geduld, denn die typischen Blumen und Kräuter blühen erst ab dem zweiten Standjahr. Um unerwünschte Pflanzen fernzuhalten, wird die Fläche im ersten Standjahr einmal gemäht.
  • Später wird die Schmetterlingswiese nur noch 1-2mal jährlich gemäht. Nach jeder Mahd ist das Gras gründlich abzuräumen. Nur an den Rändern der Wiese sollten beim Mähen und auch über den Winter Altgrasstreifen stehen bleiben, in denen beispielsweise die Raupen der Braun-Dickkopffalter überwintern. In jedem zweiten oder dritten Jahr wird der Altgrasstreifen gewechselt.
  • Staudenrabatten aus einheimischen Arten anlegen: Wenn Platz für eine Blumenwiese fehlt können auch kleinere Flächen attraktiv für Schmetterlinge gestaltet werden. Ein sonniger Streifen mit Wasserdost, wildem Majoran, Blutweiderich und Wiesen-Knautien wird auch in städtisch geprägten Wohngebieten den Falter anlocken.
  • Selbst im Gemüsegarten kann man etwas für einheimische Schmetterlinge tun. An den wärmsten und sonnigsten Stellen sollten auf rohem Boden Doldenblütler gesät werden (Fenchel, Dill). An ihnen findet sich im Spätsommer die Raupe des Schwalbenschwanzes. Der früher oft schädliche Große Kohlweißling ist heute vielerorts eine Rarität geworden. Finden wir seine gelbschwarzen Raupen an Kohlpflanzen, sollten wir uns darüber freuen, anstatt zur chemischen Keule zu greifen. Im naturnahen Garten sorgen zahlreiche Parasiten und Fressfeinde dafür, dass die Art nicht überhandnimmt.
  • Auch wenn man Gehölze pflanzt, kann man einheimische Arten wählen, die von Faltern als Raupennahrung genutzt werden. Beispiele sind Faulbaum für Zitronenfalter und Faulbaum-Bläuling oder Schlehe für den Nierenfleck. Mit etwas Glück findet sich der Kleine Schillerfalter im Garten ein, wenn wir statt einer Thujahecke eine Zitterpappel pflanzen.

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